Beschreibung
Aus dem Vorwort
Die historischen Erklärungen von Oratorien sind aus der Praxis des Chorsingens im Bremer Brahmschor unter Joshard Daus entstanden und für die Chorpraxis gedacht. Vergewisserung des Inhalts von Oratorien, im Idealfall unmittelbar vor dem Konzert, ist auch für das Publikum hilfreich, schon weil Gesungenes oft schwer zu verstehen ist. Umgekehrt lebt die Musik von ihrer Umsetzung des Inhalts. Chorleiter können ihre Sänger besser einstellen und motivieren, wenn sie ihnen dramatische Situationen von innen her erklären, z. B. im »Elias« die Gottesurteilszene auf dem Berg Karmel, oder im »Judas Maccabäus« das Spottlied der Juden:
»Fall ward sein Los, so fällt Dein Feind, o Gott.
Und mit ihm sank sein frecher Spott.«
Es ist keine Berufskrankheit des Historikers, wenn ihm Geschichte als einfachster Einstieg zum inhaltlichen Verständnis erscheint: Vielen Oratorien, also geistlicher Musik, liegt ein historischer Stoff zu Grunde, meist aus der jüdisch-christlichen Heilsgeschichte des Alten oder Neuen Testaments. Ihr Inhalt wird zeitlich datierbar, räumlich lokalisierbar und erschließt sich also der historischen Betrachtung. Die folgenden Erklärungen konzentrieren sich auf die profanhistorische Dimension religiös geheiligter Geschichte, für die die Bibel oft die einzige oder wichtigste schriftliche Quelle ist.
Inhalt
- Vorwort
- Oratorium und Religion
- Religion im Oratorium: Gott und die Welt
- Mythos und Religion als Welterklärungen
- Blockade der Welt-Erklärung durch Wörtlichnehmen
- Religion als Welt-Anschauung – Diesseits und Jenseits
- Gott
- Verschiedene Stufen religiöser Welt-Erklärung
- Monotheismus
- Synkretismen
- Historizität der Bibel: Die Sumerer als erster Schlüssel
- Moderne Bibelkritik – Trennung von Mythos und Historie
- Neues Verständnis für geistliche Oratorien
- Das Oratorium
- Religion als Wurzel des Oratoriums
- Die Geburt des modernen Oratoriums – London 1728/32
- Säkularisierungen
- Historische Erklärung der Texte
- Reihenfolge der Texte – Chronologie der historischen Stoffe
- Anfang und Ende – Von der Schöpfung zur Apokalypse
- Religion im Oratorium: Gott und die Welt
- Historische Erklärung der Texte
- Joseph Haydn: Die Schöpfung
- Die biblische Grundlage – die Genesis
- Die realhistorische Grundlage – die Sumerer
- Haydns »Schöpfung« als Reflex seiner Zeit
- Der musikalische Schlüssel – der Tritonus
- Georg Friedrich Händel: Israel in Ägypten
- Georg Friedrich Händel: Jephta
- Georg Friedrich Händel: Saul
- Leonard Bernstein: Chichester Psalms
- Felix Mendelssohn-Bartholdy: Elias
- Der realhistorische Hintergrund
- Die Mendelssohns
- Georg Friedrich Händel: Belsazar
- Artur Kapp: Hiob
- Georg Friedrich Händel: Judas Maccabäus
- Georg Friedrich Händel: Der Messias, I
- Georg Friedrich Händel: Der Messias, II
- Johann Sebastian Bach: Matthäus- und Johannes-Passion
- Die Realhistorie
- Der Prozeß Jesu
- Felix Mendelssohn-Bartholdy: Paulus
- Die Messe: »Credo«
- Leoš Janácek: Glagolitische Messe (Msa glagolskaja)
- Carl Orff: Carmina Burana
- Robert Schumann: Das Paradies und die Peri
- Ariel Ramirez: Misa Criolla
- Benjamin Britten: War Requiem
- Michael Tippett: A Child of Our Time
- Franz Schmidt: Das Buch mit sieben Siegeln
- Offenbarung = Apokalypse
- Das Brechen der sieben Siegel
- Westliche Musik und Tritonus
- Welterschütternde Aktualität – Fundamentalismus
- Joseph Haydn: Die Schöpfung
- Anhang
- Historische Datentabelle
- Lebensdaten der Komponisten
- Uraufführungen der Oratorien